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Brahms: Schicksalslied & Ein deutsches Requiem

Cantus Vivus brachte zwei der Meisterwerke Johannes Brahms zur Aufführung: Das Deutschen Requiem und das Schicksalslied. Die Konzerte fanden am 17. November 2018, 18:00 in St. Laurentius, Weinheim und am 18. November 2018, 19:00 in der ev. Stadtkirche in Schriesheim statt.

Rezensionen

Mitwirkende

Programminformationen

Johannes Brahms

BrahmsJohannes Brahms, der große Bewahrer und Vollender der deutschen klassisch-romantischen Musik, lebte von 1833 bis 1897. Das Thema „Tod“ hat ihn in seinem Leben und in seinem musikalischen Wirken immer wieder beschäftigt. Aber eigentlich war es nicht der Gedanke an den Tod, der ihm Sorge bereitete, vielmehr machte ihm das Leben zu schaffen: Immer wieder wurde Brahms’ Sehnsucht, die sich auch in seiner Musik spiegelt, die Sehnsucht nach gelingenden Beziehungen, nach Freiheit, nach Anerkennung und Anstellung, nach festem Ort, nach Heimat, nach Ruhe, enttäuscht. Die Suche nach der „bleibenden Stätte“ war eines der treibenden Motive im Leben Brahms’. Vor allem in zweien seiner großen Meisterwerke setzte sich Brahms damit auseinander: Im Deutschen Requiem und im Schicksalslied.

„Schicksalslied“ für Chor und Orchester op. 54

Das Schicksalslied – auf einen Text von Friedrich Hölderlin – ist von dem Kontrast zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen, zwischen Himmel und Erde geprägt. Die Götter wandeln „droben im Licht auf weichem Boden“, „schicksallos, wie der schlafende Säugling, atmen die Himmlischen“, ihre „seligen Augen blicken in stiller, ewiger Klarheit“. Dagegen ist es den Menschen „gegeben, auf keiner Stätte zu ruhn“, sie werden „wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen, jahrlang ins Ungewisse hinab“. Brahms zeichnet diesen Kontrast zwischen der geborgenen „Welt der Himmlischen“ und der schicksalhaften Ruhelosigkeit des Menschendaseins musikalisch mit äußerster Schärfe.

„Ein deutsches Requiem“ für zwei Solostimmen, Chor und Orchester op. 45

Ein deutsches Requiem ist Brahms‘ großartigstes Chorwerk, zum Weinen schön! Es hat mit der traditionellen Form und dem Inhalt der katholischen Totenmesse nur wenig zu tun. Der deutsche Text, von Brahms selbst aus dem Alten und dem Neuen Testament zusammengestellt, und die Musik zeigen Mitgefühl mit den Trauernden, spenden Kranken und Angehörigen Trost und machen Sterbenden Mut. Die sprachlich-musikalische Gesamtstimmung ist ungewöhnlich positiv. Für die traditionellen grauenerregenden Schreckensvisionen des Jüngsten Gerichts bleibt da kein Platz. Nur ganz am Rande erwähnt Brahms die „letzte Posaune“, aber nur um den Triumph über den Tod, die Verhöhnung der vermeintlichen Hölle einzuleiten.

Brahms sah seine Aufgabe darin, ein „Trostwerk für die Trauernden“ zu schaffen. Fürchten muss man nach Brahms nämlich nicht den eigenen, sondern den Tod geliebter Menschen, die man verliert, den Tod also, den man selbst miterlebt und nach dem man weiterleben muss. Hier setzt sein Werk an: Vor allem diesen Leidtragenden gilt seine Musik, ihnen will Brahms in ihrer Trauer beistehen, in ihre Herzen will er einen Lichtstrahl bringen.

Das meisterhaft komponierte Werk ist symmetrisch aufgebaut. Der 1. und der 7. Satz sind trostreiche Seligpreisungen der Leidtragenden, dem Trauermarsch über die unerbittliche Vergänglichkeit alles Lebenden (2. Satz) steht die musikalisch mit äußerster Dramatik dargestellte Verheißung der Verwandlung und des Triumphes über Tod und Hölle gegenüber (6. Satz). Die Vision des menschlichen Endes (3. Satz) findet ihre Antwort im trostreichen Gesang von einer Freude im Tode, die „niemand von euch nehmen“ soll (5. Satz). Den ruhenden Mittelpunkt des ganzen Werkes aber bildet der lyrisch-empfindsame 4. Satz: Hier werden die „lieblichen Wohnungen“ und der selige Frieden, der sich mit dem Tod nach leidvollem Hin-und-her-geworfen-werden (siehe Schicksalslied!) einstellt, in zarten Tönen gepriesen. Die Ruhelosigkeit, das Leiden hat ein Ende, die Sehnsucht des Menschen nach Heimat, nach Ruhe, nach Dauer wird endlich gestillt – er ist zu Hause, er hat eine „bleibende Statt“!

Rezitation

Die Grundidee des Trostes wollen wir bei unseren Konzerten durch ein inhaltliches Ergänzungsprojekt betonen. Da Trauerarbeit, Begleitung Sterbender, Angehöriger und Hinterbliebener, Trost, Zuversicht und Lebensbejahung zentrale Motive auch der Arbeit der Hospizhilfe sind, lag eine Kooperation mit dem Verein „Ökumenische Hospizhilfe Weinheim-Neckar-Bergstraße“ nahe. So haben wir zusammen ein stimmiges Konzept mit Rezitationstexten – inhaltlich passenden Gedichten und anderen Texten, die die genannten Gedanken in anderer Weise aus- und weiterführen, entwickelt. Diese Texte werden von Klaus Nagorni – Pfarrer, Dozent und professioneller Sprecher beim SWR – zwischen den einzelnen musikalischen Sätzen des Requiems rezitiert werden.“