Über die „Missa in Jazz“
Die Missa in Jazz (komponiert und uraufgeführt im Jahr 2001) basiert auf den fünf feststehenden Teilen der katholischen Mess-Liturgie: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus mit Benedictus, Agnus Dei. Diese im Frühchristentum entstandenen Gebets-, Huldigungs- und Bekenntnistexte dienten den Komponisten aller Zeiten als Vorlage für unzählige Vertonungen. In diese Entwicklung reiht sich auch die Missa in Jazz ein, ein Versuch, dem archaischen Text in einer anspruchsvollen Musiksprache der Gegenwart zu begegnen. Elemente des Jazz – Improvisation, moderne Harmonik, pulsierende Rhythmik, Groove, Balladensinnlichkeit u. a. – gehen mit Elementen klassischer Chormusik – Gregorianik, Vokalpolyphonie, Chorfugen, Kirchentonarten, spätromantische Emotionalität, neoklassizistische Herbheit u. a. – eine faszinierende und bisweilen spektakuläre Synthese ein: Musik voller Eindringlichkeit und Anmut, „Musik, vor der man sich nur verneigen kann“, schrieb die Südwestpresse. Die Vertonung des lateinischen Textes geht bei Schindler oft unorthodoxe, ja überraschende, aber immer interessante und sehr ernsthafte Wege, sodass der Inhalt ganz neue Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Die Missa in Jazz ist geschrieben für vierstimmigen gemischten Chor aus Sopran, Alt, Tenor und Bass (an etlichen Stellen sind diese vier Chorstimmen weiter unterteilt) sowie Orgel, Saxophon und Schlagzeug. Der Chor hat dabei ein gewaltiges Pensum an 21 musikalisch ebenso anspruchsvollen wie wirkungsvollen Chorsätzen zu leisten. Für den Konzertchor Cantus Vivus Bergstraße, der seit seiner Entstehung 2003 in zahlreichen ambitionierten Konzertprojekten immer wieder große Aufgeschlossenheit für unterschiedlichste musikalische Stilrichtungen gezeigt hat, ist die Missa in Jazz wiederum eine neue spannende Herausforderung; die Erfahrungen etwa, die der Chor 2013 beim modernen Song-Projekt „Cantus Vivus singt Wise Guys“ mit Band gemacht hat, erweisen sich als nützlich.
Von den drei Instrumentalisten ragt besonders der Saxophonist heraus, der im stetigen Dialog mit dem Chor Gedanken, Motive und Stimmungen aufnimmt, improvisatorisch weiterentwickelt, den musikalischen Ausdruck unterstreicht, kontrastiert oder neu färbt… Die Orgel dient hauptsächlich zur Begleitung von Chor und Saxophon, setzt aber vielfach auch eigene musikalische Akzente. Das Schlagzeug schließlich sorgt für den jazzigen „Groove“, der der Musik viel Schwung und Dynamik verleiht.
Über den Komponisten
Peter Schindler (geb. 1960) studierte Schulmusik, Komposition, Jazz und Pop an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Er wirkte bei zahlreichen Musiktheaterproduktionen mit bzw. leitete diese, z. B. am Stadttheater Heilbronn, am Staatstheater Stuttgart oder am Theater im Westen Stuttgart. Er komponierte Chansons, Instrumentalstücke, geistliche und weltliche Werke für Chor, Musik für Ballett und Schauspiel sowie Musicals, Singspiele und Lieder für Kinder und Jugendliche. Als Organist und Pianist führt er mit verschiedenen Ensembles und Interpreten vorwiegend eigene Kompositionen im In- und Ausland auf.
Über die Mitwirkenden
Der Weinheimer Saxophonist Uli Kammerer (geb. 1965) lernte zunächst Klarinette und beschäftigte sich dabei hauptsächlich mit klassischer Musik. Zum Saxophon wechselte er im Alter von 16 Jahren und entdeckte dabei seine Vorliebe für den Jazz. Seither spielt er in den unterschiedlichsten Jazz- aber auch Soul- und Rockbands im Großraum Mannheim-Heidelberg. Er war lange Jahre Mitglied verschiedener Big Bands und ist auch heute noch überregional bei zahlreichen Konzerten aktiv. Seit 1998 unterrichtet er am Weinheimer Werner-Heisenberg-Gymnasium die Fächer Biologie und Erdkunde. Dort leitet er zwei Big Bands. Zusammen mit seinem Kollegen Wolfgang Schröter rief er 2001 das Projekt „Orgel und Sax“ ins Leben – in dieser ungewöhnlichen Besetzung werden Kirchenchoräle, Fugen und Jazzimprovisationen miteinander verknüpft. Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind zahlreiche Kirchenkonzerte in der Region und in ganz Deutschland sowie vier CD-Einspielungen.
Der Organist Ulrich Schwarze studierte Schul- und Kirchenmusik (A-Examen) an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau sowie Germanistik an der Universität Freiburg. Er vervollständigte sein Orgel-Studium bei Prof. Zsigmond Szathmáry sowie in Meisterkursen bei L. F. Tagliavini und Michael Radulescu. Er unterrichtete Musik und Deutsch am Gymnasium St. Raphael in Heidelberg, am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium Heidelberg sowie seit September 2014 am Kurpfalzgymnasium Schriesheim. In seiner Tätigkeit als Kirchenmusiker war er Organist und Chorleiter an St. Bonifatius Heidelberg, seit 2011 ist er Organist und Chorleiter an St. Laurentius in Weinheim.
Ulf Kager (geb. 1965) lebt seit 5 Jahren mit seiner Familie in Neckargemünd. Seine Begeisterung für das Schlagzeugspiel entdeckte er schon in jungen Jahren. Er spielte in seiner Jugend- und Studentenzeit bereits in vielen Rock-, Fusion- und später auch Jazzbands. Hauptberuflich ist er heute Schulleiter im SRH Berufsbildungswerk in Neckargemünd. Als versierter Jazz-Schlagzeuger spielt er mit vielen verschiedenen Musikern aus Mannheim und der Region Heidelberg in kleineren Formationen zusammen, seit mehreren Jahren ist er außerdem Schlagzeuger der renommierten SRH Bigband (geleitet von Rainer Maertens).
Der Konzertchor Cantus Vivus Bergstraße ist ein großer regionaler Konzertchor. Er besteht in dieser Form seit 2003, hat seinen Sitz in Weinheim und versteht sich als ambitioniertes, projekt¬orientiertes Ensemble, das sich künstlerisch wertvolle Chormusik in einer großen Bandbreite unterschiedlichster Stilrichtungen erarbeitet – mit dem Schwerpunkt auf den großen barocken und klassisch-romantischen Oratorien und Messen im Großaufgebot mit Solosängern und Sinfonieorchester, aber auch mit viel Offenheit und Begeisterung für ungewöhnliche und kreative Chorprojekte, etwa aus der Neuen Musik, fremder Folklore, Pop oder Jazz. Der Chor besteht aus ca. 70 stimmbegabten und musikbegeisterten Sängerinnen und Sängern. Die meisten von ihnen sind musikalische Laien, etliche wurden oder werden aber stimmlich von Stimmbildnern oder Gesangslehrern betreut. Der Chor probt einmal pro Woche zwei Stunden lang, hinzu kommen gelegentlich Probensamstage oder Probenwochenenden. Highlights der Konzertprojekte der letzten Jahre waren u. a. Bachs Weihnachtsoratorium, Händels Dettinger Te Deum, Haydns Jahreszeiten, Mozarts Requiem, Mendelssohns Elias und Lobgesang, Verdis Requiem, Orffs Carmina Burana, Pärts Passio, Jiddische Lieder, Französische Chansons, Gospels und das Projekt Cantus Vivus singt Wise Guys (mit Band).
Wolfram Schmidt (geb. 1966) studierte Schulmusik und in der Künstlerischen Ausbildung Klavier (bei Prof. Robert Benz) an der Musikhochschule Mannheim, daneben Germanistik an der Universität Mannheim. Impulse in der Kammermusik erhielt er von Prof. Paul Dan, er nahm an Klavier-Meisterkursen u. a. bei Vladimir Krainjev und Robert Levin teil, Dirigierkurse führten ihn u. a. zu Sergiu Celibidache und Helmuth Rilling. Seit seinem Studium ist er vielfältig als Pianist, Korrepetitor, Kammermusiker, Klavierlehrer und Chorleiter tätig gewesen. Er ist Pianist des Lenzmond Trio (Klaviertrio mit Violine und Violoncello). 1995 gründete er den Kammerchor Cantus Vivus Dossenheim, 1998 übernahm er die Leitung des Gemischten Chores Weinheim; beide Chöre schlossen sich 2003 zum Konzertchor Cantus Vivus Bergstraße zusammen. Hauptberuflich unterrichtet Wolfram Schmidt Musik und Deutsch am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Weinheim, wo er auch das Schulorchester führt und in den letzten neun Jahren musikalischer Leiter zahlreicher Musical-Produktionen war.